Freitag, 6. Mai 2011

Fundstücke

Manchmal finde ich beim Aufräumen im Computer Texte, die einst für eine Veröffentlichung im KB geschrieben wurden und keine Gnade vor der Chefredakteurin fanden.
Das hier ist einer davon.

Höllischer Hauskreis
Letzte Woche saß ich im Hauskreis und wir produzierten lustige Worthülsen und auf einmal sagte A.: „Das schreibst du dann bestimmt alles in den Kranken Boten.“
Zur Erinnerung: diese Ausführung über Borgentreich (bzw. den geborgten Geniestreich) in der Donnerstags-faz von 2009 entstand auch in meinem Hauskreis.
Ich habe mich natürlich gewehrt. Es soll ja nicht der Eindruck entstehen, dass ich alles, was ich so zu hören bekomme, in Text umsetze und für alle frei zugänglich abdrucken lasse.
Aber das war zu spät. Der Einwurf brachte die Hirne der übrigen Hauskreisteilnehmer bereits zum Rotieren.
„Was ist denn das nächste Thema?“, wollte jemand wissen.
Ach wenn ich doch geschwiegen hätte! Aber ich sagte: „Hölle.“
„Heißes Thema“, grinste I.
B. schmunzelte: „Eine höllisch gute Idee.“
Ich war immer noch nicht überzeugt. „Hinterher gefällt euch der Text nicht und dann komm ich in Teufels Küche.“
„Siehste“, sah A. sich bestätigt, „da fängt es schon an.“
Ich versuchte die Leutchen mit einem etymologischen Exkurs abzulenken. „Das Wort „Hölle“ ist die veraltete mundartliche Bezeichnung für einen kleinen Lagerraum, dazu gehört die Hellegat, das ist der Vorrats- oder Gerätekammer auf Schiffen.“
Sie ließen sich nicht ablenken. „Da stand doch drin im Kranken Boten, dass eine Kolumne gebraucht würde. Früher hast du immer eine geschrieben. Jetzt liefern wir dir eine Idee, also schreib das.“
„Wie heiß kann die Hölle wohl werden?“, überlegte I. und stand auf, um aus dem Raum zu gehen. „Man müsste das mal ausrechnen.“
Au weia, dachte ich. I. ist Chemielehrer, er bringt es fertig, seine Schüler auf das Thema zu hetzen. Aus der Nummer komm ich nicht mehr raus, schwante mir.
„Seltsam ist ja, dass die Hölle total präsent ist. Auch Leute, die mit dem Glauben gar nichts zu tun haben, reden von der Hölle“, stellte B. fest.
A. stimmte zu. „Allerdings ist das dann meistens positiv gemeint. Höllisch gut zum Beispiel. Verrückt, oder?“
„Ist höllisch gut dann besser als himmlisch gut?“
„Himmlisch gut sagt man jedenfalls nicht so oft.“
„Mensch, Juppi, jetzt sag doch auch mal was!“, beschwerten sie sich.
„Was soll ich denn dazu sagen?“, wehrte ich mich matt.
Sie winkten ab. „Dann sag nichts, sondern hör zu und schreib das dann auf.“
„Ich will das nicht schreiben! Außerdem lass ich mir von euch nicht vorschreiben, was ich an den KB schicke!“
„Aha, du wirst bockig. Der Ziegenbock ist doch das Haustier vom Teufel, und der wohnt in der Hölle.“
I. kam zurück und murmelte begeistert „Hölle, Hölle, Hölle“, während er sich neben mir auf dem Sofa niederließ.
„Höllfe“, resignierte ich, „ich hab nix getan, höllt mich hier raus.“

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