Mittwoch, 8. Februar 2012

Kongopost 48

Richard Iyema, der Feldwebel der Armen, schreibt:
An meine Freunde in Europa, wo es kalt ist.
Ich grüße euch und hoffe, dass es euch gut geht. Mir und unserer ganzen Sippe geht es so gut, dass wir uns darüber freuen.
Wir haben doch fast immer Grund Gott zu danken und uns über ihn zu freuen. Paulus hat den Philippern im Namen Gottes den Befehl gegeben, dass sie sich sofort, überall und immer freuen sollen.
Wir haben hier jetzt eine Zeit der extremen Hitze. Aber ich freue mich, denn das ist besser als so schreckliche Kälte wie bei euch. An Kälte können Leute sogar sterben.

Ich bin auch froh, dass Gott mir meine Aufgabe, Armen zu helfen, selber gegeben hat. Ich merke das so: Manchmal bin ich ganz müde und die Leute haben mich genervt. Wenn ich dann nach Hause komme, will ich mich hinlegen und nichts mehr hören und sehen. Wenn ich dann aber die Stimme eines Bedürftigen oder einer Alten draußen höre, habe ich keine Ruhe mehr, bis ich wieder draußen bin und mir Klagen und Vorwürfe anhöre.
Dann freue ich mich, denn ich weiß inzwischen, dass das Gottes Stimme in mir ist, die mir keine Ruhe lässt, wenn jemand jammert. Gottes Stimme zu hören, ist wunderbar.

In diesen Tagen ist Noël, ein Waisenmädchen, 600 km zu Fuß aus Dzolu bis hierher gekommen. Die Eltern waren im Krieg aus Ruanda flüchtet und bis Dzolu gekommen, wo sie starben. Das Kind war noch klein und Christenmenschen nahmen es auf. Jetzt ist Noël fast 16 Jahre alt, aber sie bekommt epileptische Anfälle und tobt dann wild herum. Hier sagt man meistens, dass ein böser Geist in sie gefahren sei. Darum ist sie aus Dzolu geflüchtet, und wir bekamen hier ein Problem.
Ich habe aber auch schon wieder Freude, denn in unserer Kirchengemeinde ist jetzt eine Familie bereit, das Kind mit samt seiner schlimmen Krankheit aufzunehmen. Da ist auch Gottes Stimme, über die ich mich freue.

Kommenden Sonntag soll ich im Gefängnis der Polizei predigen. Ich darf da keine Fotos machen, und ich will nur ganz freundlich zu ihnen sprechen und versuchen, ihre Herzen zu gewinnen. Danach können wir sehen, ob da eine kleine Freundschaft mit Gott entsteht. Mein Thema wird sein: Gott kennt dich, er kennt mich, er kennt uns übrigens alle.
Ich war ja schon mal beim Militär im Gottesdienst, da hat ein fremder Pastor vor einer großen Menge Soldaten gepredigt, die gerade aus Kämpfen dahin gekommen waren und auch nicht besonders gläubig waren. Der Pastor predigte: „Seid bereit, denn Jesus kommt plötzlich, wie ein Dieb in der Nacht.“ Aber da standen einige wütend auf und schrieen: „Wir haben keine Angst vor deinem Jesus. Wir haben Gewehre. Wenn der wie ein Dieb kommt, knallen wir ihn ab, und er ist tot!“
Ich habe immer Angst beim Militär zu predigen, aber Gott ist trotzdem bei mir.
Betet doch mal für mich.

Es soll euch gut gehen, Ich euer Bruder Richard Iyema.

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