Donnerstag, 9. August 2012

Kongopost 61 (si je n'ai pas d'amour)

Jenie, der Neue.
Lieber Papa Peter Mokili, ich schicke dir 2 Fotos, wie Papa André jetzt auch noch kostenlos das Waisenhaus verputzt hat. (Anmerkung von Peter: Barfuss auf solch einem Gerüst, da ist es gut, dass im Kongo niemand über Sicherheit am Bau redet.)
Das andere Foto zeigt den Polizisten mit Jenie.
Als hier der Krieg zwischen Laurent Kabila und Jean Pierre Bemba tobte, ist Jenies Oma mit ihrer Tochter aus dem Urwald hier in die Stadt Mbandaka geflüchtet, wo sie keinerlei Verwandte hatten und hungerten. Die Oma konnte aber Brennholz machen und verkaufen. Mit anderen fuhr sie dann über den Fluß, um dort kleine Bäume zu fällen. Davon konnten sie leben.
Ihre Tochter wurde, wer weiß von wem, schwanger. Bei der Geburt gab es dann aber Probleme, und es sollte im Krankenhaus ein Kaiserschnitt gemacht werden. Der Doktor forderte dafür 493 $, aber sie hatten nur 30 $. Der Doktor sagte: „Fragt eure Familie, dass sie euch Geld gibt!“ Aber sie hatten ja niemand. Alle waren ja im Krieg umgekommen und sie waren die einzigen Überlebenden. Nach langer Diskussion, während sich das Mädchen vor Schmerzen auf dem Boden wälzte, sage der Arzt: „Ohne Geld, keine Operation!“ Nach diesem Wort fiel die Mutter mit einem lauten Schrei um und war tot. Das war für die Tochter solch ein Schock, dass sie plötzlich das Baby so zur Welt gebracht hat.
Ein großes Elend kam über die junge Frau mit dem Baby, und es blieb nichts anderes, um lebendig zu bleiben, als die Prostitution.
Bald war sie Aids-infiziert und hat noch lange damit gelebt. Als sie dann starb, ist sie vom Roten Kreuz beerdigt worden, und den kleinen Jungen brachte man zur Polizei, weil sonst niemand da war. Die schickten ihn dann zu uns. Siehe Foto oben.

Das alles tat uns so Leid, und Mama Chimene und die anderen Waisenkinder haben den armen Jungen noch dazu aufgenommen, und er gehört jetzt zu uns. Siehe Fotos unten.
Du weißt ja, dass ich als Pastor jeden Sonntag in der Gemeinde predige, aber im Waisenhaus zeigt sich erst, ob meine Predigt überhaupt gültig ist.

Ich habe in meiner Bibel gelesen:
Wenn ich in allen Sprachen der Welt oder sogar mit Engelszungen reden könnte, aber keine Liebe in mir hätte, so wären alle meine Worte hohl und leer und ohne jeden Klang, wie ein dröhnendes Stück Eisen oder eine lärmende Schelle. (1 Kor.13,1)

Ich, dein Freund, Pastor Jérémie Nkole Ekombe.


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Die Amtssprache im Kongo ist französisch. Da heißt der 1.Korinther 13,1 so:
Supposons que je parle les langues des hommes et même celles des anges: si je n'ai pas d'amour, je ne suis rien de plus qu'un métal qui résonne ou qu'une cymbale bruyante.
Die meisten Menschen reden aber Lingala.
Weil Gott kein Ding unmöglich ist, gibt es die Bibel natürlich auch in Lingala. Da klingt das so (drunter in grau die wörtliche Übersetzung):
Ata nakolobaka na maloba na bato mpe na banje,
Angenommen ich rede in Sprachen von Menschen und der Engel
nde nazangi bolingo, nazali bobele ngonga ekolobaka ngbaa ngbaa
aber mir fehlt Liebe, dann bin ich eine Glocke die läutet: ngbaa ngbaa
to elondja ekolobaka ngbengbele ngbengbele.
Oder eine Elondja die schreit ngbengbele ngbengbele.

Weil hier alles große Zusammenhänge hat, kam heute die Volxbibellosung mit diesem Text:
Ohne Liebe geht gar nichts! Selbst wenn ich perfekt alle Sprachen, die es auf der Welt gibt, sprechen könnte, auch die Sprache der Engel, aber in all dem, was ich darin reden würde, wäre keine Liebe, dann wären meine Worte wie Müll, sie wären ohne Bedeutung, hohl und leer.

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